RE: Eine vampirische WG - 3

"Wer sagt, dass ich mein altes Leben wieder haben will?" murrte Liam. Es war wahr. Er hasste es, immer nur diese langweiligen Vorlesungen, ständig von Männern dieses "Ich-liebe-dich." hören. Keiner fragte ihn, was er empfand- und waren dann enttäuscht, wenn er sich von ihnen abwandte. Das, was Liam wirklich wollte, war Dominanz, er brauchte jemanden, der ihm zeigte, wie es war, beherrscht zu werden. Natürlich gab es keine Sicherheit, dass Alistair diese Person war, doch allein der Fakt, dass er ihn wieder beißen würde- falls er das wollte- erregte ihn. Allmählich fragte sich Liam selbst, ob es denn etwas brachte, sich gegen seine Neigungen zu wehren. Immerhin war es sein Körper, der so reagierte. Selbst, wenn Liam es nicht wollte, hatte er keine andere Wahl, als sich seinen Gefühlen hinzugeben. Außerdem war es nicht schlimm, Schmerzen zu mögen, wie es Liam schien.

"Ich...will nicht sanft behandelt werden." begann Liam zögernd. Er senkte den Blick. "Ich brauche Dominanz, jemanden, der mich unterwirft. Ich dachte, Alistair wäre genau der, den ich gesucht habe." Er lächelte ein wenig traurig. "Ich weiß, du findest mich jetzt total krank und abartig, aber irgendwie fand ich den Biss...schön. Er war so; keine Ahnung. Genau das eben, was ich mein Leben lang wollte." Liam seufzte. "Tief in mir wusste ich schon immer, dass ich anders war, als die meisten anderen. Die meisten fürchten sich vor Schmerzen, haben richtig Panik davor, verletzt zu werden. Aber ich mag es..." Er verstummte. Jetzt war es raus. All seine Gefühle und Geheimnisse...sie waren gelüftet. Mühsam gelang es Liam, sich aufzusetzen- liegen mit Fesseln war unbequem. "Wieso...weißt du davon? Also von der wahren Identität der beiden?"

Liam legte den Kopf ein wenig schief. Eine richtige Familie...nun, die hatte er auch nicht. Außer seinem Bruder, doch der war nie für ihn da, wenn er ihn brauchte. Sein Bruder wollte nur mit ihm angeben, sonst nichts. Und Liam? Der hatte nie die Kraft gehabt, sich zu gegen das alles zu wehren. So, als Haustier und Sklave also? Hörte sich nicht soo schlecht an...es klang aufregend. Liam erwischte sich bei dem Wunsch, Julians Schicksal zu teilen. Sein Blick fiel auf Alistair. Das war doch Unsinn; der Vampir würde es niemals dulden. Er mochte Liam ja noch nicht einmal...

Liam sah zu Alistair, als dieser sich bewegte. Wie gerne würde er sich an den kühlen Körper schmiegen, einfach bei ihm sein- und ganz nebenbei natürlich dominiert werden.
"Ich...wünschte, ich wäre Teil dieser Welt." murmelte Liam ohne es wirklich wahrzunehmen. Als er bemerkte, was er da sagte, errötete er verlegen. Was dachte Julian nun bloß von ihm? Obwohl...konnte es ihm denn nicht eigentlich egal sein? Es war unwichtig, er war es gewohnt, dass- wenn einer von seinen Neigungen erfuhr- er angewidert angesehen wurde. Dies war bisher nur einmal der Fall gewesen. Ausgerechnet seinem Bruder hatte er sich anvertraut. Kurz darauf hatte dieser ihn in diese WG abgeschoben.

Liam überlegte, dann seufzte er resigniert. "Ich weiß. Aber... bestimmt will Alistair das Ganze nicht. Ich meine; wir kennen uns kaum und außerdem scheint er mich gar nicht zu mögen. Ich denke, ich bin ihm zu lästig."
Liam nahm die Worte Julians Ernst, doch sein Wunsch nach Dominanz war stark. Das Alistair damit einverstanden war, bezweifelte der junge Mann jedoch.

Ja, Liam mochte Alistair. Er hatte eigentlich vorgehabt, mit ihm zu spielen, doch dann wurde seine Zuneigung stärker. Diese kühle Art, sein Aussehen, seine ganze Art einfach. Doch daran, dass der Vampir ihn mochte, hatte er immer Zweifel gehabt. Anfangs dachte er ja, Alistair würde nur auf Frauen stehen...als er Kevin und ihn erwischt hatte, war in ihm Hoffnung gewachsen doch Chancen zu haben.
Er beschloss, Alistair einfach zu fragen, wie er zu ihm stand.

Liam versank in Gedanken, sah auf, als Julian wieder zurück kehrte. Er nickte verstehend und ließ sich füttern.
Es schmeckte echt lecker, Julian hatte ganz offensichtlich Talent.
"Danke." sagte er, als er satt war. Er lächelte unsicher.

"Oh, stimmt. Mein Name ist Liam. Und wie heißt du?" Die nächsten Frage quittierte Liam mit einem leisen Seufzen. "Ich habe weder eine echte Familie, noch Freunde. Und mein Studium ist nur ein Zeitvertreib. Meine Freiheit ist mir nicht wichtig und Zukunftspläne habe ich auch nicht." erklärte er resigniert. Er zuckte mit den Schultern. "Ich habe nichts, was ich aufgeben kann." fügte er dann hinzu und musterte wieder Julian. Er wirkte so...friedlich.